Warum ist Matty Healy "hot"? (Ein Gespräch mit Max Moody)

Veröffentlicht am 23. September 2025 um 18:32

„[…] Ja, so fühlt es sich eben an, wenn du einfach nur fucking horny bist!“ -> Wir extrahieren die Matty-Healy-„Hotness-Formel“ heraus. Viel Spaß!

 

Max Moody ist ein Münchner Singer-/ Songwriter. Da ich ihn schon länger kenne, weiß ich, dass er ein massiver The 1975-Fan ist und Matty Healy großartig findet. Die Frage, warum Matty Healy „hot“ sei, schlug ich anfangs eher provokant-humorvoll vor, weil Matty Healy ja schon generell ein Sexsymbol ist, oder?

Max ging jedoch direkt erschreckend ernsthaft und doch sehr humorvoll auf die Frage ein. Diese Art hat er gemeinsam mit Mr Healy. Inwiefern? Mehr dazu im Interview. 😆

 

Wir sitzen im Gemeinschaftsgarten des Bahnwärter Thiel und schwafeln schon etwas über meine Fragestellung und warum ich genau ihn frage. Max raucht und trinkt Kaffee. Auf dem Arm hat er ein Tattoo von einem leeren Rechteck. Diese Box ist eine Anspielung auf The 1975 - Themen und Album-Art. Er ist sichtlich in seinem Element.

 

Max Moody: Gilt denn Matty Healy für dich als Sexsymbol?

Antoschnella: Für mich persönlich nicht. Aber ich denke, dass er das für viele ist. Man kennt ihn doch schon so als den Typ, der auch mal mit Fans rummacht? So wie Josh Homme von Queens Of The Stone Age.

Max: Würde ich jetzt nicht in dieselbe Kategorie packen! Heutzutage macht Matty Healy das nicht mehr. Wenn dann macht er nur mit Fans rum, wenn er sich auch noch Typen dazu mit auf die Bühne holt, um hart zu provozieren.

Antoschnella: Nein, er gibt mir jetzt auch keinen typischen Rockstar-Macho-Vibe!

Max: Es ist ein moderner Take darauf. Aber dir ging es um die Grundfrage, wieso wird Healy so wahrgenommen, oder? Weil ich finde es witzig, auch mal über die Sexualisierung von einer männlicher Fronperson zu reden.

A: Ist er für dich überhaupt „hot“? Und spielt das eine Rolle für die Musik? Wäre es das Gleiche, wenn er so ein Redneck-Typ in einem Pulli wär?

M: Also Josh Homme. (*lacht* Max scheint kein Josh Homme-Fan zu sein. Ich will hier anmerken, dass ich es bin! Nur Liebe für den Typ.) Nein, das Eine ist untrennbar von dem Anderen. Das, was musikalisch passiert, ist ziemlich authentisch wer die Person ist. Musikalisch ist The 1975 sehr Indie-mäßig gestartet und hat so einen Soundtrack gegeben, wo es halt von Anfang an wahnsinnig viel um Sex ging, in einem sehr jugendlichen Take. Diese Teenage-Angst/ Verwirrung! Aber auch Excitement! Von Anfang an war da viel Transparenz drin. Es ist sehr authentisch das, was Matty Healy in seinem jungen Leben wahrgenommen hat. Ich glaube der Typ ist ein krasser Beobachter. Es muss nicht heißen, dass alles wirklich authentisch ist. Aber das Gefühl, das da drinsteckt, ist sehr authentisch. Im Song „Sex“ zum Beispiel ist diese Opening-Line:

„This is how it starts…Take your shoes off in the back of my van. My shirt looks so good when it’s just hanging off your back.“

Da hast du eigentlich ein ziemlich klares Bild von so einem Teenage-Romance-Intimacy-Ding. Und so klingt das ganze Album. Und das hat sich dann sehr krass weiterentwickelt über die Jahre. Für mich war Matty Healy dann früh jemand – oder ich fand es gerade aus diesem (*macht eine betretene pause*) „Hotness-Faktor“ interessant, weil es paar Sachen zusammengebracht hat. Weil es sehr sensible Musik ist – aber auch poppig-jugendlich – ABER mit einer ziemlichen Tiefe“

A: Glaubst du, das macht ihn sexier, weil er dieses Ehrliche, Verletzliche lebt plus das Humorvolle, dieses Spielerische auf der Bühne hat? Aber nicht so Macho-Guns N' Roses-Lyrics…

M: Ja genau! Für mich war es als junger Mann interessant so eine Figur zu erleben. Es hat mir geholfen zu sehen, dass ich nicht macho-mäßig sein muss. Der Sex-Appeal von Matty Healy…das ist irgendwo schwierig, weil ich mich gefragt habe, was man da selbst reininterpretiert? Ich glaub jeder stellt sich die Frage, was finden Leute an mir selbst attraktiv?

A: Ja, oder was davon ist auch bewusst inszeniert?

M: Ja! Also die Frage, wenn Leute was an mir attraktiv finden, was ist das dann? Also, warum finden Leute Matty Healy attraktiv? Da habe ich mir jetzt schon Gedanken gemacht. Aber irgendwo kann ich es nie ganz nachvollziehen, weil ich finde den Menschen super, aber ich verstehe nicht, wie man sexuell erregt sein kann, wenn man ihn sieht.

A: Also findest du ihn jetzt nicht „hot“?

M: Doch auf eine Art schon. Es gibt viele Dinge, wo ich sehe, hey! Das ist so krass! Es ist viel Charisma. Es ist genderunabhängig. Ich habe zum Beispiel einen super-krassen Crush auf Wet Leg. Da habe ich eine Rollenumkehr. Ich glaub das Charisma von einer Person ist das Ding! Und es ist natürlich ganz viel der Humor! Der Typ hat „funny bones“ ! Er ist effortlessly lustig und er sieht halt gut aus. Die Ästhetik des Menschen gepaart mit der Ästhetik der Musik! Und dann diese Sensibilität, die es braucht, um sich sehr künstlerisch zu zeigen. All das macht den Typ echt attraktiv. Instinktiv fand ich das gut, weil es für mich das traditionell-männliche Bild gebrochen hat, aber trotzdem klare männliche Identität darstellt.

Es ist männlich, sensibel zu sein!

Und in manchen Momenten ist es aber auch okay, ein super-oberflächlicher Fuckboy zu sein. Auch reingehen in das Gefühl. Ja, so fühlt es sich eben an, wenn du einfach nur fucking horny bist! Ich finde das immer noch voll interessant und gut. Aber wer bin ich dann in dem Ganzen? Als Person auf der Bühne. Ich glaube, bei mir steckt krass viel The 1975 drin. Lyrisch ist Matty Healy mit das Krasseste , was ich so gelesen hab. Der Typ schafft es sehr komplexe Dinge in sehr poetische, aber unglaublich direkte Dinge zu packen. Es gibt eine ganze Generation von Leuten, bei denen The 1975 den Soundtrack für deren Leben geliefert hat. Und das trifft bei mir zu. Genau so hat sich mein Leben an Stellen angefühlt!

A: Krass! Würdest du sagen, es macht also voll Sinn, dass The 1975 und Matty Healy so populär sind?

M: Ja, es wundert mich, dass sie nicht noch berühmter sind. Aber zum Einen gibt es die Band und zum Anderen Matty als Person. Seine Persönlichkeit hat sicher zur Größe der band beigetragen aber vielleicht auch dazu, dass sie nicht so groß sind, wie andere Pop-Artists. Es ist nicht Ed Sheeran! Der Typ eckt an.

A: Was ein gutes Zeichen bei Popstars ist, oder? Dass sie nicht zu so einer komplett weichgespülte, Kapitalismus…Maschine werden? Also so ein bisschen Punk ist da, oder?

M: Es gab ja auch viele Shit Storms. Zum Beispiel die Taylor Swift-Geschichte. Das ist alles so gnadenloser Bullshit! Man weiß relativ viel über sein Privatleben: Heroinsucht, Drogenabstürze, ich weiß aus Songtexten paar Dinge so über sein Familienleben...aber nur durch die Texte. Aber gemessen an der Größe der Band weiß man wieder echt wenig. In seinen Bühnenshows geht er krass in die Performance-Kunst rein.

A: Auch Theatralik…also Theater, oder? Mit dem Bühnenebild etc. …also was ja auch wieder Trend ist..so Sabrina Carpenter zum Beispiel..dieser Wohnzimmer-Vibe.

M: Voll! Der Trend kam von The 1975. Das The 1975-Ding! Es gibt viele Songs, die da ganz klar abgerippt sind. Als ich auf dem Konzert war in Wien, war da nur so ein großer Video-Screen, wo man sieht, wie Matty Healy einfach nur dasitzt und auf Monitore guckt und das Publikum sieht. Irgendwann holt er sich ne Kippe aus der Schachtel, alle jubeln. Er guckt dann nur in die Kamera und schüttelt verständnislos den Kopf. Und das ist des!

A: Also ironisch sehen, dass man ein Star ist? Er ist ein ganz normaler Typ…

M: Eher so: In irgendeiner Form embrace ich das total krass, aber auf eine Art merke ich selbst, wie bekloppt das alles ist. Die haben einen Song geschrieben, der heiß „Love me“ und da singt er:

„Love me if that‘s what you wanna do.“

So: Do that! Es gibt eine Line:

„What would you say to your younger self? Growing a beard’s quite hard and whiskesy never starts to taste nice. And you’ll make a lot of money, and it’s funny cause you’ll move somewhere sunny and get addicted to drugs.“

A: Also der Star-Lifestyle?

M: Ja, ich finde es witzig. Wo sonniges hin ziehen, du wirst ein Star und dann drogenabhängig…

A: Ja, ich verstehs! Ich persönlich habe ja ein Problem mit Liebesliedern, oder wenn eine Band nur Liebeslieder hat. Ich find The 1975- Songs mal schön. So fürs ganze Album hören fehlt mir ein bisschen Aggression. Aber vielleicht muss ich mich auch einfach nochmal durchhören.

M: The 1975 haben einen Song, der heißt „Love it if we made it“. Da geht explizit um die Missstände auf der Welt. Der wurde im amerikanischen Radio nicht gespielt, weil da die Line „I moved on her like a bitch“, was ein direktes Zitat von Donald Trump ist, vorkommt. Natürlich total Banane, dass man im amerikanischen Radio ein Zitat vom US-Präsident nicht bringend darf. Aber die Hookline „I‘d love it if we made it“ ist dann wieder ein sehr positiver Take auf die ganze Scheiße.

A: Ja der ganze Vibe ist sehr positiv. Auch um heavy Themen. Das finde ich bewundernswert, aber es hat mich noch nie soo…

M: Die Frage ist halt, wie fühlt sich für dich Liebe an?

A: Kenn ich nicht…(*lacht*) Schmarrn! Ne, wenn man verliebt ist, dann kann ich mir vorstellen The 1975 zu hören. Wie so Taylor Swift Songs! Das fühl ich dann schon.

M: So eine Oberflächlichkeit! Es ist in Ordnung, dass es sich so anfühlt. Ich glaub das braucht super viel Mut. Sie haben den Song „Sincerity Is Scary“. Also die Ernsthaftigkeit ist das, was einem Angst macht. Und das rübergebracht in diesem bubbelgummigen Love-Pop! Das Interessante ist, dass sie völlig ERNSTHAFT diesen Pop machen.

A: Ja, das ist echt ein Statement! Das ist echt das Krasse daran. Mit welcher Ernsthaftigkeit sie Bubblegum-Pop machen.

M: Ich fordere des auch ein, dass sich Liebe für mich abnormal romantisch anfühlen darf, obwohl ich weiß, dass wir ferngesteuerte Hormon-Affen sind, denen irgendwann die Haare abgefallen sind…

A: .., die kacken, pfurzen..! das Menschliche plus die utopische Bubblegum-Welt..starker Clash!

M: Und highly attractive Typ, der das auf der Bühne genau so meint! Das ist es! Die Ernsthaftigkeit gepaart mit dem super Humor. Das ist das, was Matty Healy attraktiv macht.

A: …Die Formel! Wir sind da an was dran!

M: Beziehungsweise wünsche ich mir, dass es das ausmacht. Weil das alles Traits sind, die ich auch haben könnte. Da kann ich relaten!

A: Ne, ich glaube, das ist schon so! Vielleicht gibt es Leute, die ihn jetzt einfach körperlich nice finden. Aber da ist schon mehr dahinter!

M: Ja, aber das ist auch witzig! Diese ganze Fan-Obsession beruht nur darauf, dass vor Allem junge Frauen ihn überhart sexualisieren. Ich find das nice! Daran sieht man, dass Frauen und Männer da gar nicht so unterschiedlich sind. Frauen werden nur anders sozialisiert. An Matty Healy sieht man gut, dass es in beide Richtungen funktioniert. Der Umgang damit ist halt ein völlig anderer.

 

Hier noch eine „Matty Healy/ The 1975 -Peak-Vibe“ - Playlist, erstellt von Max:https://open.spotify.com/playlist/30WNGzWB8SIWVWhJWBGaZU?si=HWV8qb0wRj-2j8O0FqNDag&pi=KKa_Y0rpQ32_R 

Hier Musik von Max Moody: https://open.spotify.com/intl-de/artist/0bxMdHqbOlH5JrB5ka8lIl?si=x2rHvVREThOGuZhABJ_nhQ 

Matty Healy rauchend von mir geschmiert.

Max Moody