R.I.P. 2025

Veröffentlicht am 11. August 2025 um 15:44

Rock Im Park 6.- 8.06.25 : Regen, Schlamm, Nasenbruch.

Völlig Überbucht, 30 Jahre Rock Im Park-Jubiläum, es schüttet. Die Zelte stehen so eng aneinander, dass sich die Planen berühren. Manche Autos stehen 2 Stunden(!) geparkt entfernt. Wir bauen im Regen auf und laufen insgesamt 4 Stunden, um Getränke vom Auto zu holen. Alles tut weh. Alles ist nass. Am ersten Festivalabend sind die Leute völlig außer Rand und Band. es gibt spontane Straßenmusik auf einer Zeltplatz-Kreuzung. Menschen strömen aus alle Ecken und haben sichtlich Bock auf Musik! es gibt Mexikana aus Plastikflaschen, Trichter und Geschrei. Hier lernt man loszulassen!

Unter meinem Zelt ist eine Wasserpfütze, in meinem Zelt sind Ohrenzwicker.

Ich sehe am Freitag zuerst Airbourne im strömenden Regen. Die Australier kämpfen sich tapfer oberkörperfrei durch ihr Set. Der Sound ist jedoch leiser als der Regen. Ich bin noch nicht so im Rock'n'Roll-Modus ehrlich gesagt.

Später eröffnet Kontra K für Slipknot auf der Utopia Stage. Das Publikum ist offensichtlich nicht für den Rapper hier und ich vernehme einige abfällige, ungeduldiger Kommentare. Doch "Erfolg ist kein Glück!" Kontra K füllt die Bühne mit seinem Ketten-Outfit, den silbernen Grillz und jede Menge animierten Wölfen auf den Bildschirmen. Seine Live-Band ist klasse, das muss man ihm lassen. Und als die Sonne langsam untergeht, es regnet auch ausnahmsweise nicht, verlässt er die Bühne unter Jubelrufen. (Viele davon aus Erleichterung, dass er endlich fertig ist.) Die Bühne wird gefüllt mit Trommeln, Ventilatoren-Dingern...Slipknot-Stuff eben! Viel Bühnennebel. Anspannung liegt in der Luft.

Und dann betritt Slipknot 10 Meter vor mir das Bühnenholz. Ultra-intensiv, Corey hat wieder seine ekelhafte Dreadlock-Maske, sie spielen ultra tight, Jim root ist zu cool, um wahr zu sein und die Menge schreit jede Line mit. Es ist so existenziell, wie erwartet. Roh, minimalistisch, technisch perfekt. Eine gut geölte, erbarmungslose Maschine. Leider ist es so eng, dass ich nur "I push my fingers into my eyes!" schreien kann, mein Körper jedoch steckt fest in der Masse.

Am nächsten morgen gibt es zum Frühstück Fit For An Autopsy.  Deathcore in der Morgensonne ist eine herrliche Erfahrung. Sänger Joe Badolato grunzt wie ein göttliches Schwein. Später kickt mich The Ghost Inside in eine andere Dimension. Im cleanen weißen Hip-Hop-Outfit scheppern  sie Metalcore vom feinsten in die Sonne. Die Moshpits vorne und extra kleine two-step-Pits hinten sind am toben. Dann The Warning auf der Utopia Stage. Geballte Frauenpower! Die Schwestern Daniela, Paulina und Alejandra lassen es krachen. Spielerisch, aggressiv, sexy, eine Freude zum Zuschauen! Es sollte kein Thema sein, dass sie alle Frauen sind, ist es aber, da das hier beim Line Up von Rock Im park leider immer noch eine Seltenheit ist.

Schließlich sehe ich noch das halbe Set von Falling In Reverse. Ich kannte nichts von dieser Band und muss sagen, dass mich Ronnie Radtke ziemlich beeindruckt hat live. Viel feuer, Blackout tattoos, Kampfausrüstung-SEK-Style-Outfits, krasse Growls, alle Fans chanten er solle sein Shirt ausziehen...sexistisch!, weird! Aber irgendwie hat man das Gefühl bei einem POP-Phänomen gerade dabei zusein, Wegen der vielen Kontroversen um Radtkes Person oder weil er einfach ziemlich cool aussieht und gerade so einem düsteren Tiktok-Trend entspricht..ich weiß es nicht. Musikalisch, showmäßig auf jeden Fall heftig! Dann folgen Korn mit völlig abgedrehter Video und Lichtshow mit vielen Würmern und Lichtgittern. Gitarrist Brian Welch sieht so cool aus in seinem oversize-Adidas-Outfit, immer mit verdrehten Augen über der Gitarre hängend. Er hat so einen $uicideboy$-Gammel-Look! Korn einfach immer noch Legenden! Auch wenn der Gesang vielleicht schonmal etwas intensiver war. Dann noch kurz Stray From The Path in der geschlossenen Venue von R.I.P.! So ultra-agressiv, das Moshpit ist ein Fight-Cage, es legt mich direkt auf den Arsch, Crowdsurfing ohne Unterlass. Richtig harter Core! Und dann noch eine Ritterburg, Vogelmasken, okkulter Chor: Sleep Token machen auf Oper-Inszenierung!

Am Sonntag dann um 14.15 Uhr Knocked Loose! In der Sonne. Keine Videoinstallationen. Sie sind ein Surprise-Act. Ich habe innerlich Fieber vor Aufregung! Nüchtern kommen Sie raus...und die Hölle bricht los. Die ganze Menge ist gefühlt ein Circle-Pit. Es ist so heavy, dass es körperlich wehtut. ich knackse mir die Nase an irgendeinem Ellenbogen an.

Bring Me The Horizon schließt das Festival. Utopia, Paradies, Jahrmarkt, Computerspiel, way too much Konfetti, Oli Sykes an seinem silbernen Mikro, Mädchen weinen, Moshpit, crowdsurf. Inszenierung des Todes! Avatar begrüßt Menge, Bandmembers sind in Computerspiel, alles sehr überstimulierend, aber macht auch irgendiw Spaß und Hoffnung? Und die Leute stehen so eng, dass man sich gegenseitig in der eisigen Nach-regen-Luft wärmt. Also Zusammenhaltsgefühl ist da!

R.I.P. Lohnt sich!